Musik ist kein Luxusgut

Montagsinterview: Thomas Neumark, neuer Vorsitzender des Musikschulkreisverbandes, spricht über seine Ziele

 

Das Thema

Der Musikschulkreisverband Waldeck-Frankenberg hat sich mit dem Vorsitzenden Thomas Neumark an der Spitze neu aufgestellt. Wir sprachen mit ihm über Ziele und warfen angesichts steigender Zuschüsse für Musik in Hessen einen Blick auf die Zukunft der Musikschulen.

 

Von Philipp Daum

 

Waldeck-Frankenberg. Ein eigenes Gebäude für die Musikschule in Frankenberg, ein leichteres System, mit dem Fördergelder einheitlich verteilt werden und mehr Integrationsarbeit im Bereich der Flüchtlinge: Der neue Vorsitzende es Kreismusikschulverbandes, Thomas Neumark, hat klare Vorstellungen, welche Themen in seiner vierjährigen Amtszeit angegangen werden sollen.

 

"Herr Neumark, was sind Ihre Ziele für die neue Amtszeit"

Thomas Neumark: Ein eigenes Gebäude für die Musikschule in Frankenberg wäre ein Ziel, das dringend erreicht werden sollte. Derzeit ist die Musikschule dort noch in Räumen der Edertalschule angesiedelt. Alle anderen Musikschulen im Landkreis haben bereits eigene Räume oder sogar ein eigenes Haus, in dem sie untergebracht sind. Darüber hinaus möchte ich versuchen, die vielfältigen Angebote unserer Musikschulen angefangen bei der musikalischen Früherziehung bis hin zu Angeboten für Erwachsene noch mehr in die Öffentlichkeit zu tragen. Oft werden nämlich nur die Schüler-Kurse öffentlich als Angebote wahrgenommen, dabei gibt es noch viel mehr.

 

"Was sind das für Angebote, die in der Öffentlichkeit noch nicht so präsent sind"

Neumark: Es gibt mittlerweile auch schon Projekte wie "Musik im Krankenhaus" oder "Musik im Altersheim", wo die Musikschulen durch Auftritte präsent sind.

 

"Gibt es weiter Stellschrauben, an denen noch gedreht werden muss"

Neumark: Ja. Der Bildungsauftrag, den die Musikschulen haben, muss noch stärker vom Land Hessen anerkannt werden. Sie sind kein Luxus-Gut im kulturellen Bereich, das in eine Nische geschoben werden darf. Die Musikschulen in Hessen sind unterschiedlich verortet. Manche sind in einem Verein organisiert, wie unsere vier Musikschulen in Korbach, Frankenberg, Bad Arolsen und Bad Wildungen. Diese gehören dem Dachverein "Musikschulkreisverband Waldeck-Frankenberg" an. Dann gibt es Musikschulen, die kommunal sind. Von entsprechend unterschiedlichen Stellen kommen auch die Fördergelder. Es wäre wünschenswert, wenn alle Musikschulen in Hessen vom Land in den Bereich der Bildung aufgenommen werden und Gelder einheitlich fließen.

 

"Welchen Stellenwert hat Musik heute in der Bevölkerung"

Neumark: Aus meiner Sicht wächst der Stellenwert wieder. Die Möglichkeiten zur Begeisterung, die Musik bietet, rücken wieder mehr in den Vordergrund - ebenso wie die Tatsache, dass Musik die Konzentrationsfähigkeit stärkt. Das ist im Smartphone-Zeitalter ein wichtiger Aspekt für Eltern, die ihre Kinder bei uns anmelden. Musik kann einen Halt bieten, das kehrt mehr ins öffentliche Bewusstsein zurück.

 

"In Waldeck-Frankenberg leben mittlerweile viele Flüchtlinge. Gibt es Überlegungen, diese auch in die Angebote der Musikschulen zu integrieren"

Neumark: Direkt vor Augen habe ich den Start für das Jugendmusikfestival in Bad Arolsen vor ein paar Wochen. Dort gab es zum Einstieg einen Beitrag einer Trommelgruppe, die aus Asylbewerbern bestand. Es gibt unter Flüchtlingen Menschen, die sehr musikalisch sind oder sich in diese Richtung entwickeln wollen. Die Musikschulen haben einen Auftrag, dabei zu helfen.

 

"Der Musikschulkreisverband feiert in diesem Jahr seinen 40. Geburtstag. Ist etwas geplant"

Neumark: Am 9. Oktober laden wir ab 9.30 Uhr in die Wandelhalle nach Bad Wildungen zu einer Matinée ein. Der Eintritt ist frei.

 

Zur Person

Thomas Neumark (46) wurde in Bremen geboren. Dort legte er auch sein Abitur ab. Anschließend studierte er in Freiburg Mathematik, Geschichte und Philosophie auf Lehramt. Als Gymnasiallehrer arbeitete Neumark zunächst in Bad Arolsen an der Christian-Rauch-Schule und anschließend als Lehrer-Ausbilder an der Edertalschule in Frankenberg. An beiden Schulen war er auch Klassenlehrer einer Musikklasse. Derzeit ist er als stellvertretender Schulleiter am Gustav-Stresemann-Gymnasium in Bad Wildungen tätig und unterrichtet auch dort eine Musikklasse. Thomas Neumark spielt selbst Klarinette. Sein 16-jähriger Sohn beherrscht das Instrument Fagott, seine 14-jährige Tochter spielt Geige und Horn. In seiner Freizeit widmet sich der 46-Jährige gerne dem Schachspiel. (dau)


Zuschüsse richtig einordnen

Die Nachricht klingt auf den ersten Blick sehr gut: Das hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst unterstützt in diesem Jahr die öffentlichen Musikschulen im Land mit rund 2,65 Millionen Euro. Damit stehen 650.000 Euro mehr für die musikalische Bildung zur Verfügung als noch im Jahr 2014. Bis zum Jahr 2017 erhöht die hessische Landesregierung die Musikschulförderung zudem um weitere 150.000 Euro. Mit dieser Ankündigung hatte Kulturminister Boris Rhein kürzlich die Wichtigkeit der Musikschulen in Hessen herausgestellt.

 

Man muss die Zahlen richtig einordnen. Wir freuen uns über eine höhere Förderung, es fallen aber an anderer Stelle auch Gelder weg, berichtet Klaus Hartmann, der Kassierer beim Musikschulkreisverband ist. Er fügt hinzu: "Im Endeffekt bedeutet die höhere Förderzusage für unsere vier Musikschulen in Korbach, Bad Arolsen, Frankenberg und Bad Wildungen, dass wir am Ende nicht mehr, aber auch nicht weniger Geld haben."

 

Hartmann weist darauf hin, dass sich der Landeszuschuss seit 2014 gesteigert habe. "Von etwa 50.000 Euro ging es in diesem Jahr auf 65.000 Euro hoch. Parallel dazu ist aber die Förderung aus dem hessischen Jeki-Programm zurückgegangen - und zwar in etwa um die gleiche Summe, die auf der anderen Seite als erhöhter Zuschuss steht."

 

Was sich hinter dem Jeki-Programm verbirgt, erläutert Rainer Horn, der Leiter der Musikschule in Korbach ist: Dabei handelt es sich um ein Programm für den Grundschulbereich. Ziel dabei ist es, die musikpraktischen Anteile des Unterrichts zu intensivieren. Jedes Kind soll Zugang zu einem Musikinstrument bekommen. "Die Landesförderung zum Jeki-Programm läuft nächstes Jahr aus. Grundsätzlich sind wir froh, dass die Landesregierung parallel dazu die allgemeinen Fördermittel erhöht. Wenn das nicht der Fall wäre, würden wir am Ende weniger Geld in der Kasse haben", so Hartmann. (dau)

 

FZ vom 5. September 2016

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Veröffentlichung

Mo, 05. September 2016

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